Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

162 Wandlungen.

der ſeelenvergnügt war und mit den herzlichſten Worten von mix Abſchied nahm, in ſeinen Wagen.

„Sobald Sie na< Berlin kommen, erwarte ih Sie bei mir, Doktor!“ rief er mir no< zu, als die Roſſe anzogen; und ſeine Tochter, die mir freundlich Lebewohl ge= ſagt hatte, grüßte noh einmal zum Schlage hinaus und ließ ihr Taſchentu<h wehen.

Lange ſtand i< und ſah wehmüthig dem ſ<Gnell ſi entfernenden Wagen nah. Es war mix, als ob er einen Theil meines Selbſt entführe. Der vertrauliche Umgang mit dem alten Herrn, hatte mih tiefe Einbli>e in Ver= hältniſſe thun laſſen, die bis dahin mix fern gelegen hatten, und meinen Geſichtsfreis für Welt und Leben erſtaun= li exweitert; während das Zuſammenſein mit ſeiner Lochter, in ſeiner wahrhaft geſhwiſterlichen Einfachheit, mein Hezz und meine Gefühle wohlthuend angeregt und auf neue, höhere Bahnen hingeleitet hatte. Jh fühlte eine unendliche Leere in mir, wie i< dem Wagen nachſchaute. Als ih endli<h mein Zimmer wieder betrat, fand ih auf dem Tiſche ein verſiegeltes Schreiben, deſſen Adreſſe die kräftigen, charakteriſtiſhen Schriftzüge des Generals trug. Jn wahrhaft rührenden Worten bedankte er fi< bei mir für die Sorge, die ih um ihn getragen, und ſ{<loß damit, daß er mi< mit aller Beſtimmtheit bei ſich erwarte, ſobald ih na< Berlin kommen würde,

Dem Briefe beigeſchloſſen, in einem beſonderen Um= ſchlage, war ein Päckchen Banknoten, deren Betrag mih in maßloſes Erſtaunen verſeßte. So viel Geld auf einem