Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Novelle von Adolph Katſch. 165

Dazu hatte man einen Diener zu meiner alleinigen Verfügung geſtellt, nebſt einem Pferde, das nah Belieben ge= ritten oder in ein aſllerliebſtes Cabriolet eingeſpannt werden fonnte. Kurz, ih wurde behandelt wie ein junger Prinz, und am Erſten jedes Monats brachte mir Martin eine höchſt anſehnlihe Summe zur Beſtreitung meiner kleinen Bedürfniſſe in einem verſchloſſenen Couverte als das verz diente ärztliche Honorar. 5

Merkwürdig war es, wie i< bald hier, bald dort in irgend eine hohe ariftofratiſche Familie als ärztlicher Beiz ſtand berufen wurde, und meine lohnende Praxis von Tag zu Tag ſich vermehrte. Der General aber liebte es, mi< fo viel als mögli< um ſich zu haben und wax, als er erſt wieder die Treppen zu ſteigen vermochte, auh ein häufiger Beſucher in meinen Zimmern. Sonſt empfing ih, außer meinem treuen Freunde Shrumm, keine Beſuche in meiner Behauſung.

Fn meiner freien Zeit beſchäftigte ih mi< fleißig mit wiſſenſchaftlichen Arbeiten, und nun fand ih au< bald einen Verleger, dex mich höchſt anſtändig honorirte. Meine Schriften erregten Aufſehen in wiſſenſchaſtlichen Kreiſen, und nun fonnte ich getroſt auch daran denfen, meinen Lieb= lingsplan zur Ausführung zu bringen und im nahenden Winterſemeſter als Privatdozent aufzutreten.

„Recht ſo,“ ſagte Excellenz, als i< ihm mein Vorhaben mittheilte, „aber die Arbeit iſt es niht allein, ſiebex Doktor, die den Menſchen bildet; dazu gehört au<h der Umgang mit Menſchen, und der darf nicht vernachläſſigt werden. Beſuchen Sie fleißig Theater, Konzerte, Oper und