Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

166 = Wandlungen.:

alle ſonſtigen Sehenäwürdigfeiten der Stadt. Sie müſſen über Alles“ ein Urtheil gewintien; und wenn die Zeit der Geſellſchaften hercnrüd>t, - ſollen Sie auh unſere Geſell= ſchaften fennen und ſich darin bewegen lernen.“

Da hatte ih denn allerdings Manches zu lernen, wo= von i< armer Kerl in meinen bisherigen Verhältniſſcn niemals eine Ahnung gehabt hatte; und da war es denn nun zu meinem Glü>e die junge Comteſſe, welche ſi die Mühe nicht verdrießen ließ, den ungelenken jungen Bären zum wohldreſſirten Tanz- und Geſellſchaftsbären zure<t zu ſtuben.

Auch ſie hatte mich mit der alten Freundlichkeit empfangen, und als ſie gelegentli< dahinter fam, daß ih eine ganz paſſable Tenorſtimme beſiße, hatte ſie niht cher geruht, als bis ih mit ihr ein Duett einſtudirte. Das war der Anfang meiner Civiliſixung. Ferner mußte au meine verſtaubte-Geige wieder hervorgeholt werden, um ihr Kla= vierſpiel zu begleiten, und dann machte ſie mi< auh no< ſogar mit ihren Freundinnen bekannt. Denen mußte ic, wenn fie zum Beſuche kamen, Auskunft ertheilen über Bücher, welche geleſen werden ſollten, über Dichter 2c. und als lebendiges Konvexrſationslexikfon dienen, fobald Ausfkunſt über einen fremden Gegenſtand verlangt wurde, oder ih mußte auch ſelbſt wohl Gedichte machen für dieſe oder jene außerordentliche Gelegenheit. Dabei mag ih mich anfangs linkiſh genug angeſtellt haben, aber mit der Zeit lernte ih doch mi< in den Verkehr mit Damen finden und ver= lor bald mit der erſten Schüchternheit au< ein gutes Theil jenex Blödigkeit und E>igkeit, welche mix bisher eigen waren.