Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Novelle von Adolph Katſch. 175

bald bleich, bald roth werdend. Jhre Augen glänzten und über ihre Wangen rollten langſam ein paar ſchwere Thränen hinab. Mix aber war, als ſ{<öſſe mir Alles Blut aus dem Herzen in das Antliß; ih ſah ni<t mehr, was um mi her vorging, ih ſah nux ſie, nur ſie! Wortlos um= faßte ih ſie mit meinen Armen, ſ{loß ſie an mein Herz und drü>te meinen Mund auf ihre Lippen, feſt, innig, wie zu ewiger Dauer, und — ſie wehrte mir nicht, ſondern hing ſ<lu<zend an meinex Bruſt.

Dex alte Genera! rief fxöhlih: „Bravo, Bravo!“ Regina ſ<hre>te zuſammen, ‘riß fi< los aus meinen Armen und ſtürmte hinaus, von hoher Röthe übergoſſen.

J< ſtarrte ihr nac, bis der General wuchtig ſeine Hand auf meine Schulter legte, mich ein paar Schritte bei Seite zog und mit ſchelmiſchem Blinzeln mix in das Ohr flüſterte: „Junge, jebt frage ih Dich, ob Du noh fort= willſt von Berlin? — Was antworteſt Du mix heute?“

„Vielleicht, vielleicht auh nicht, Onkel, ih muß erſt ſelbſt darna< fragen !“

„Frage, mein Sohn, aber bald, und dann laß’ mi<h ‘die Antwort wiſſen !“

Dann wandte er ſi< nun gegen die Geſellſchaft und rief: „He, ſagt, wax das eine richtige Ueberraſchung, die ih Euch da bereitet habe? — Nun aber, Jhr Herren, an Eure Pläbe, damit wir uns Alle erſt ein wenig erholen und beruhigen. Dein Wohl, alter Nordleben!“

Da kam Schrumm mit dem vollen Glaſe auf mi<h ſoëgeſteuert und ſprach: „Und ih bin Dein alter Freund und Bruder Schrumm, der zwar von alledem nichts bez