Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Novelle von Adolph Katſch. 179

Bernard mix dieſen Ring zeigte und mix nachher ſeine Ge= ſchichte erzählte, da wußte ih mit einem Male, wer er ſei! Schon vorher hatte mi die Aehnlichkeit zwiſchen ihm und meinem Brudex in Gang, Haltung und Stimme frappirt, und als ih nun gar noch die Bilder ſeiner Eltern ſah, da war kein Zweifel an feinex Abſtammung mehx mögli<h! Freut mih aber doch, daß Jhr alten Burſchen noch ein fo gutes Ge= dächtniß habt! Seht Euh nun einmal die beiden Bilder hier an, vielleicht wißt Jhr auch zu ſagen, wem die wohl ähnlich ſehen?“

„Wahrhaftig,“ rief alsbald Herr v. Hartwiß, „das iſt ja Bernhard Zabern, Dein Bruder, wie ex leibte und lebte !“ und zu gleicher Zeit rief Herr v. Steinow: „Das hier iſt Eliſe v. Nordleben, Bernhard’s Frau!“ — Und Herr v. Nauhen fügte hinzu: „Ja freilich iſt das dex Bernhard und meine Nichte Eliſe, die Beide 1813 verſchollen ſind; der Kufuf ſoll mic holen, wenn der da drüben niht ein ganzer und echter Zabern iſt! Wie ſieht der Junge doh in Allem ſeinem Vater ähnlich, aber die Augen hat er von ſeiner Mutter! Nordleben, haſt Du die Bilder ſchon geſehen ?“

„Jawohl!“ fagte der alte Herr v. Nordleben, „Zabern brachte ſie uns ſelbſt, und da kam es zu Lage, vo die Un= glüdlichen geblieben, und daß ſie uns den Karl als Enkel= find hinterlaſſen haben. Da find wix denn, der General, mein Sohn und ih, na<h Leipzig gefahren und haben auf dem Kirhhofe von Plagwiß ihre Gräber geſunden, und haben das Kirchenbuch eingeſehen und die Leute verhört, in deren Hauſe ſie ſtarben, und die, welche die Leichen noch geſehen hatten, ſoviel ihrer davon noh lebten. Allen Spuren