Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

186 : Der erſte Khedive.

Khan den größten Theil Aſiens verheerte und viele Einwohner als Sklaven wegführte, kaufte Sultan Nedſ{<med= din Ejjub von Egypten ihm zwölftauſend dieſer Sklaven (Mamlukken auf Arabiſch) — Mingrelier, Tſcherkeſſen und Türken aus Kiptſchak — ab und bildete aus ihnen ſeine Leibwache. Nach hundert Jahren hatten ſie die arabiſchen Sultane dann vom Thron geſtoßen und einen aus thren Reihen darauf geſeßzt. So waren ſie die Herrſcher CEgyp= tens geworden, und ihre zwei Dynaſtien regierten faſt drei= hundert Jahre, bis 1517 der türkiſhe Sultan Selim ihr Reich ſtürzte und das Land dur einen ſeiner Paſchas be= herrſchen ließ. Aber ex ließ die Mamlukkenbeys als Unter= ſtatthalter der Provinzen fortbeſtehen, und dadux< blieben ſie die großen Herren im Lande, die eng zuſammenhielten und ſich immer noch als die eigentlichen Machthaber be= trachteten. Sie beſaßen den Grund und Boden, die Ernz ten, den Reichthum; die eingeborenen Fellahs waren ihnen als Sklaven untergeordnet; ſie ſtanden ho< zu Roſſe in prächtiger Kleidung, mit dem weißen Turban auf dem Haupt, an der Spitze der Kriegsſchaaren und bildeten die Rathsverſammlung, welche dem Paſcha die Geſeße vor= ſchrieb, nah denen er wohl oder übel ſich richten mußte. Bonaparte hatte die Mamlukken in der Schlacht bei den Pyramiden 1798 noh keineêwegs vernichtet; im Gegentheil, ihr fanatiſcher Haß hatte die franzöſiſche Eroberung über= all durehbrochen und ſchließli< ihren kläglichen Ausgang bewirkt. So fühlten ſie ſich mächtiger als je unter Der türkiſchen Paſchawirthſchaft , und Mehemed Ali war ihnen ganz recht, ſo lange er ihren Willen that.