Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Von -Schmidt-Weißenfels. 193

mit feinen ſiegreichen Fahuen bis nah Kleinaſien und ſeine Flotte ſegelte dem Bosporus zu. Wahrlich, in Kon=ſtantinopel ſelbſt war der Sultan von dem Vertvegenen bedroht, und Mehemed verſtand keinen Spaß. Alles, was man an Truppen zuſammenrafſen konnte, warf man ihm no< entgegen. Bei Konieh in Kleinaſien ſtieß man auf die Egypter, und hier vernichteten dieſe die lezte Armee des Sultans. Der Marſh nah dem Meer, die Einſchiffung auf feiner Flotte ſtand dem Sieger frei, und mit der Spiße ſeines Schwertes fonnte er im Palaſt der hohen Pforte zu Stambul defretiren, daß die Dynaſtie Mahmud's aufgehört habe zu regieren, und diejenige Mehemed=Ali’'s den Thron der Khalifen beſteige.

In dieſer verzweiflung8vollen Nothlage verſtand ſich der Sultan dazu, ſeinen Todfeind, den ruſſiſchen Kaiſer, um Rettung anzuflehen. Und wirklich kamen die Ruſſen und geboten am Boëporus den Heerſchaaren des Egypters Halt. Dieſer ſcheute ſi<h vor dem Kampf mit dem neuen Gegner, hinter dem außerdem die europäiſchen Großmächte ſtanden. Aber wenn ex fi< zum Frieden verſtand, fo - ſollte er denſelben doh als Sieger ſchließen.

Dex Sultan mußte daher in die Shmach willigen, die Aechtung gegen den Rebellen zurücknehmen, ihn im Beſiß niht nux von Egypten, Nubien, einem Theil Arabiens und von Kreta, ſondern auh von Syrien beſtätigen, wähz= zend Fbrahim zum Statthalter von Cilicien ernannt wurde. Einen grimmigen Fluch ſ{<hleuderte Mahmud auf dieſen Friedensvertrag, der ſeiner Ehre fo ſehr zuwider war; indeß nicht anders wollte ihn Mehemed unterſchreiben.

Bibliothek, Jahrg. 1884, Bd, V, 13