Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Von Anton Ohorn. 229

und Tanz und ſaß im Grünen oder an den rohen Eichen= tiſchen beim Wein. Herx Jakob hatte ſein Rößlein eingeſtellt und ließ fich an einem Tiſche nieder, von welchem er das Gewühl der Tanzenden einigermaßen überſchauen fonnte. Es waren muntere Buxſchen und friſche, roth= wangige Dirnen, die na< den Tönen der kreiſchenden Fiedel und quiefenden Klarinette fröhlich und jauchzend den grünen Anger zerſtampften. Auf allen Geſichtern lag ſonnige Heiz terfeit, nur der Edelherr ſaß mit ſeinem trüben, melancholi= ſchen Geſichte dabei. :

Da trat eine friſche Bauernmaid an ihn heran. Lange braune Zöpfe, mit rothem Seidenband durhflochten, fielen ihx über den NRücfen, das Antliß war von lichter Farbe, die Wangen glühien und aus den Augen loderte ein luſtig ſchelmiſches Feuer. Das geſchmücte Mieder ſaß knapp und draſſ, und der hellfarbige Rok fiel in zierlichen Falten um die Knöchel dex fleinen ſ<hlanfen Füße. Sie redete Herrn Jatob an:

„Mit Vergunſt, Herr Nittex, Jhr ſeht ſo trübe drein; heute muß Alles bei uns luſtig ſein, ſchüttelt ab, was Euch …_ drü>t, und tanzt einen Reihen mit mir!“

Ex ſah fie erſtaunt an und fand, daß ſie hübſch war; er lächelte müde und entgegnete:

„Hab? Dank, mein ſ{önes Kind; das Tanzen ſollt? mix übel anſtehen, i<h hege no<h Trauer um meine Hausfrau und bin ein alter Mann, dex dem jungen Blut zum Ge= ſpött dienen würde.“ |

„Hoho, Herx Ritter, da thut Jhr Euch ſelber Unrecht, Jhr ſeid noh gax nicht alt und ein hübſcher, ſtattlicher