Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

232 Der Buchsweiler Weiberfrieg.

ſie hegte, entzog leider au< dem fonſt ſo guten Herrn Jatob viel von der Liebe ſeiner Unterthanen.

Ex wax ein ſ<hwacher Mann, dex dem ſ{önen jungen Weibe gegenüber keinen Willen beſaß, ſo daß ſie eigentli das Land nah ihrer Willkür beherrſchte.

Beſonders exzürnt waren die Weiber von Buchsweiler übex den frechen Uebermuth der Fremden, die jeder Hausfrau eine Steuer auflegte und ſi<h von jeder ein Pfund Garn jährlich abliefern ließ, die da verlangte, daß die Sahne der Milch von ſämmtlichen Kühen des Städtchens thr gebracht werde, die ihre heimlichen Spione im Orte hielt, welche ihr jedes ſ{limme Wort hinterbringen mußten, das gegen ſie geſprochen wurde, und das ſie dur< Gefängnißhaft be= ſtrafte, und welche die armen Leute zwang, ihr wöchentlich einige Tage ohne das geringſte Entgelt in der Frohne zu ‘arbeiten.

Es fam auh manche Getvaltthat vor, die wohl no< ärger war, ſo daß eines Tages Frau Gundel, das Weih des angeſehenen Taſchners Veit Botelmann, in ihrem Ju= grimm laut auf der Straße rief: „Dieſes freche Weib richtet das Land zu Grund; möchte ſie der Büttel bald mit den Staupbeſen vom Schloſſe fegen!“

Am anderen Morgen kamen bewaffnete Knechte und nahmen, trobdem Meiſter Bokelmaun und ſeine Geſellen fich wehren wollten, Frau Gundel gewaltſam mit ſich fort, ſ<leppten fie auf den Markt, wo der Pranger ſtand, ſ{loſſen ſie mit dem Halseiſen an das Schandholz und hingen ihr eine Tafel um mit der Aufſchrift: „Sie hat ihre Herrin geläſtert.“ PLandsknechte ſtanden den ganzen Lag über da=