Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Von Anton Dhoxn. 299

neben, aber die Buchsweiler, die ſonſt bei derartigen Be= ſtrafungen ſchaarenweis zuſammenliefen, machten lieber einen großen Umweg, als daß fie an dem Tage über den Markt gegangen wären, und fo war der Plag todtenſtill, ſelbſt die Fenſter in den meiſten Häuſern auf dem Markte iwvaren verhängt an jenem Tage. Das erbitterte die böſe Bärbel nux no< mehx.

Frau Gundel aber hat ihr den Schimpf niemals verz geſſen, und ſie war's, die thren Mann unabläſſig antrieb, etvas zu unternehmen, um den Vebermuth des Herrſ{<= ſüchtigen Weibes zu brechen.

Im Jahre 1462 war abermals ein Frohntag ausgez ſchrieben, und das arme Volt zog in Schaaren nah dem Schloſſe, um dort die verſchiedenſten Arbeiten zuertheilt zu erhalten. Es wax ein glühend heißer Lag, die armen Leute verſ<machteten vox Duxſt, aber es ward ihnen kein Labe= irunf geboten, feine Schattenraſt gegönnt. Das böſe Weib wax bald da, bald dort mitten unter ihnen, ſ{eltend, kei= fend, drohend und ſtrafend. Eine arme Frau, die troß ihres Schonung Heiſchenden Zuſtandes zur Axbeit gezwungen wurde, erflärte ſich endli<h außer Stande zu derſelben, und da ſie troß alles Scheltens ermattet und unthätig dalag, ließ die böſe Bärbel fie greifen und in's Gefängniß werfen.

Da munxxten ſie Alle, die armen Leute, troß der finſteren Blike und dex Drohworte des herriſchen ſ{önen Weibes, und Frau Gundel ſprach ſelbigen Tages zu ihrem Eheherrn :

„Wenn FJhr Männex ſolches duldet, dann ſeid Jhr feige und erbärmli<h und müßt Euch ſchämen vor Weib und Kind, die Jhx nicht zu ſ<hüßen im Stande ſeid.“