Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Von Dx. Boehnke-Reich. “247

und fultivirte dieſe im Zimmer und im Freien. Der Win= ter hielt ſie im Hauſe, bistweilen Wochen lang im Bette feſt. Shr Krankenzimmer glich faſt einem Gewäch8hauſe. Freunde und Bekannte tadelten oft, daß ſie ſo viele lebende Pflanzen im Zimmex habe, und wieſen auf die von denſelben aus= gehende Gefahr hin. Aber es trat keine Verſchlimmerung ein, — im Gegentheil: jeder folgende Frühling fand ſie wieder im Garten, die Blumen pflegend. So lebte ſie Jahr für Jahr, bis ſie erſt achtundzwanzig Jahre nach jener ärztlichen Prophezeiung im Alter von fünfundachtzig Jahren ſtarb. Jh habe viele Leute gekannt, welche blühende Gez wächſe in den Zimmern hatten, aber Niemand, dex ſo tie meine Schweſter vollſtändig mit ihnen lebte. Winter für Winter waren wir auf ihren Tod gefaßt, der Huſten, der Auswuxf, die Körverſhwäche berechtigten uns zu dieſen Befürchtungen, und denno< fand ihr fünfundachtzigſtes Jahr fie fröhli<h und glü>lih mit ihren Pflanzen und ihren Freunden. Sollen wix hiena< niht annehmen, daß die Ausdünſtungen der Pflanzen in dieſem Falle heilträftig wixfien und ihr Leben verlängerten ?“

Wenn auh das Halten von Pflanzen deutlich vor= handene Lungenſchwindſucht nicht heilt, fo iſt es do< ſehr förderlich zur Verlängerung des Lebens und macht dur< Erleichterung der Symptome die Exiſtenz wenigſtens erträglich, was bei dieſer weitverbreiteten, langwierigen Krankheit fehr hoh zu ſ<häßen iſt.

Beobachtung hat gelehrt, daß vorgeſchrittene Fälle von Phthiſis günſtig beeinflußt werden dur< eine Atmoſphäre von größerem Feuchtigfeit2gehalt, als es in geſundem Zu=-