Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Von Georg Jachmann. 217
gegen Angriffe auf ſein Herz geſeiet hien. Wenigſtens heirathete Chapelain nie und galt ſpäter allgemein als Weiberfeind. Wenn man ihn hin und wieder na< den Gründen dieſer Abneigung fragte, war er mit der Ant= wort ſtets ſchnell bereit: „Das geiſtreichſte Frauenzimmer habe doh nur einen halben Verſtand.“ Andere freilich, welche ſeine Vergangenheit beſſer kannten, meinten, daß ihrem Freunde Chapelain nux die Trauben zu ſauer ſeien, und damit hatten ſie Recht.
Cine zweite Folge dieſes Creigniſſes im Hauſe der Marquiſe v. Rambouillet war eine mexkwürdige Vex= änderung, die ſich ſeit dieſer Zeit im Charafter Chapelain’s vollzog. Man ſollte meinen, daß die ideale Beſchäftigung eines Poeten denſelben vor allzu großer Werthſchäßung des Geldes hüben müſſe, und die ſhwere Schule, die ex im Hauſe des Geizhalſes Paron durchlebt hatte, gerade Chapelain davor geſichert haben würde, ſelbſt einmal geizig zu werden. Trog alledem wurde Chapelain noc ein weit größerer Harpagon, als ſein Lehrmeiſter Paron wax, und jein Name iſt in Frankreich in dieſer Beziehung \prich= wörtlich geworden.
Sein ſehr bedeutendes Cinfommen, welches ex aus dem Verkauf ſeiner Poefien und Kritiken , ſowie aus den anſehnlichen Penſionen des Kardinals Richelieu und des Herzogs v. Longueville ſein Leben lang bezog, betrug etiva 20,000 Francs, eine ſtattliche Jahresrente, die den Dichter in den Stand geſeßt haben würde, ein glänzendes Leben zu führen, abex Chapelain war nicht der Mann der Verſchwendung. Ex miethete ſich in einex der ſhmußigen