Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

20 Klippen des Glücds.

mit den benachbarten Cdelleuten, die ihn ſeit dem Schloß= brande vermieden, denn das Gerücht, daß er der Brandſtifter geweſen ſei, habe ſi in der Gegend erhalten und tauche immex von Neuem wieder auf, obgleich eine greifbare Veranlaſſung für daſſelbe niemals habe gefunden werden fönnen. Den größten Theil des Jahres verbringe der Better in Bexlinz dort lebe ex in einer Geſellſchaft heruntergekom= mener Edelleute und anderer fragwürdiger Subjekte, deren Freundſchaft ex ſich dur< ſein Geld erkaufe. Aus der guten Geſellſchaft ſei er ausgeſchloſſen. Jn wahnſinniger Verſchwendung vergeude ex die reichen Einkünfte der Ma= joratsgüter. Man ſpreche ſchon in Berlin davon, daß er von Neuem bedeutende Schulden gemacht habe, und daß früher oder ſpäter das Majorat unter Sequeſter kommen werde.

Ueber fi ſelbſt ſchrieb mix Frau v. Oſternau in ihrem leßten Briefe nux, daß ſie daran denke, Berlin zu verlaſſen, wenn Fräulein Lieschen eine Stelle annehmen werde. Sie wolle dann nach irgend einer kleinen ſcleſiſhen Landſtadt ziehen, wohin, wiſſe ſie noh niht; ſie werde ein Städtchen wählen, in welchem ſie mit ihren geringen Mitteln beſſer als in der theuxen Hauptſtadt zu leben vermöge.“

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Was hatte Cgon gehört? Storting's Erzählung r= ſchien ihm wie ein abenteuerlicher Roman. Herr Vv. Ofſternau und Frißchen, der liebliche, talentvolle Knabe, todt! Frau v. Oſternau verarmt, das Opfer eines nichtswürdigen Vev= brechens, kämpfend mit bitterem Elend! Lieschen gezwungen zu harter Arbeit, um nux die Mutter vor äußerſter Entz