Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Roman von Adolph Strecfſuß. 39
geruht hatte? Ein Schauer überrieſelte Egon, ex war plöulich ernüchtert, abgekühlt, aus dem Himmel, in welchem er ſelbſtvergeſſen geſ{<welgr hatte, niedergeriſſen auf die nüchterne þrofaiſche Erde.
Nicht mehx die holde Bertha, die ex geliebt und dexen Bild thn einſt in ſeinen wonnigſten Träumen umſ<hwebt hatte, lächelte ihn fo ſüß und vertraut an, er ſah jeht plöß-= li in dex, die ſeine Küſſe geduldet und erwiedert hatte die Frau v. Wangen, die Gattin des Freundes, dex ſein Gaſt war und deſſen Vertrauen ex ſ{<nöde mißbraucht hatte! Jeder Kuß, den ex auf dieſe ſhwellenden Lippen gedrüctt hatte, erſchien ihm als eine ſ{nöde Entweihung, als ein niht8würdiger Raub, als ein ehrloſer Eingriff in das heilige Net des vertrauenden Freundes. Ein tiefer Ïngrimm gegen ſich ſelbſt und gegen Bertha ergriff ihn, ex ſprang ſtürmiſch auf, ſeine Hand, die ſie noh mit inni=gem Dru> zärtlich umfaßt hielt, entriß ex ihx, dann eilte er, ohne ihr ein Wort zu exwiedern, zum Flügel.
Erſt als die mächtigen Akkorde ihn umrauſchten, legte ſi< nach und na der Sturm, dex in ſeinem Jnneren tobte; als bald darauf Wangen und Klara von ihrer Wanderung über den Hof und dur die Wirthſchaftsgebäude zurückkehrten, tönte ihnen ſhon von fern der ergreifende Klang einex der wilden Phantaſien entgegen, in denen Egon fo gern ſeinem Gefühl einen Ausdru> gab. Sie fanden Egon am Flügel, Bertha ruhte in nachläſſiger Stellung auf dem Divan, ſie ſpielte tändelnd, gedankenlos mit einer der von den Kiſſen herab= hängenden Quaſten, mit wahrem Wohlbehagen lauſchte ſie dem wundervollen Spiel des Herrn v. Ernau. Als dieſer