Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
OS Klippen des Gliüd8.-
Hexrrn v. Ernau gefahren ſeien und daß vou der Herrſchaft außer ‘dem Fräulein v. Oſterngu Niemand zu Haus ſet, Habe ex gewünſcht, dem Fräulein gemeldet zu werden; aber das Fräulein habe ſich geweigert, den Herrn, deſſen Karte ſie zurücfgeſchi>t habe, zu empfangen. Das Fräulein habe ſeitdem das Zimmer oben in dex Manſarde nicht verlaſſen, der Hexx aber ſiße auf dem Altan und warte auf die Herr= ſchaft, auf ſeiner Viſitenkarte ſtehe der Name: Albrecht v. Oſternau.
„Alſo wirklich Albrecht!“ ſagte Wangen unmuthig zu ſeiner Frau. „Jh wollte, er tväre, wo der Pfeffer tvächst!“
„Abex ex iſt hier!“ exwiederte Bertha ſcharf. „F< hoffe, Du wirſt die Achtung nicht vergeſſen, die Du einem HOſternau und einem dex wenigen Verwandten, die ih habe, ſ{<huldeſt |“
„Kann man eine ſo entfernte Verwandtſchaft überhaupt no< Verwandtſchaft nennen? Aber ſei ohne Sorge, Frauz en, da ex einmal hier iſt, werde ih niht ungaſtlich ſein. J< muß ſchon in den fauxen Apfel beißen und den wider= wärtigen Menſchen in meinem Hauſe willkommen heißen ; hoffentlich wird er nicht lange bleiben.“
Wangen und Bertha begaben ſich zur Begrüßung ihres Gaſtes nah dem Altan, Klärchen aber eilte die Treppe hinauf, um Eliſe aufzuſuchen und ihr von dem Beſuche in Plagniß zu erzählen.
Seit vier Jahren hatte Wangen den Vetter Albrecht nicht geſehen, er war darauf vorbereitet, ihn verändert zu finden; die Tante Saſtrow hatte ihm ſchon davon erzählt, daß Albrecht ein ganz anderer Menſch geworden fei, aber