Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

22 Klippen des Glü>s.

hatte fein ſtürmiſch wallendes Blut ſich beruhigt, er verz mochte jeht wieder zu denken, er erinnerte ſich des Schre>ens, der Bertha durchzuet hatte, als ſie ihn plößlih geſehen, ihrer leßten Worte, welche er gehört hatte, als er hinier dem Gebüſch hervortrat. „Fordern Sie nicht auh meinen Haß heraus !“ hatte ſie geſagt. Ja, fie haßte den Untreuen, der ihr in's Geſicht geſagt, daß er ſie nie wirklich geliebt habe, ſie haßte ihn umſomehr, weil fie ſelbſt ihn geliebt hatte. Sie war darauf gedrungen, daß ihm Cliſens Aufent= halt in Linau verheimlicht werde , weil ſie die Neben= buhlerin fürchtete, und jezt wax ſie beſiegt von diefer Nebenbuhlerin; um Eliſe zu ſehen, war Exnau nach Linau gefommen, dafür traf ihn der aus der verſhmähten Liebe erwachſene glühende Haß Bertha's, dieſer Haß, aus welchem ihre Anklage gegen Ernau und die Aufforderung, thre ge= _ fränkte Ehre an dem Beleidiger zu rächen, hervorgegangen war. Die giftige Saat, welche Bertha gefliſſentlich in ſeine Seele geſäet hatte, trug jeßt ihre Früchte, das Mißtrauen, die Ciferſucht, mit der ſie ihn erfüllt hatte, richtete ih gegen ſie allein. Ex glaubte ihr niht mehr, thr Lächeln reizte ihn ebenſowenig, wie der Zornbli> ihres Auges ihn _einſchüchterte, ſie hatte ſelbſt die Quelle ihres Cinfluſſes auf ihn untergraben.

„Verzeihen Sie mix, Herr Vv. Ernau,“ ſagte ex, ſih zu Egon wendend. „JG habe in dex Erregung Harte Worte gebraucht, aber Sie werden nicht mit mix über dieſelben vechten. Jh vertraue Shrem Worte und bedarf feiner Be= ſtätigung deſſelben. Möge dieſe traurige Stunde Jhnen das Gli des Lebens bringen, wie ſie das meinige zerſtört hat.“