Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

26 - Klippen des Gli,

Eiferſucht zu erregen. Gerade weil er ihr bisher fo voll und ganz vertraut, weil ex ſie ſo innig und wahr geliebt hatte, traf ihn die Erkenntniß ihrer Unwahrheit und Un=würdigkeit um ſo tiefer. Jhre verführeriſhe Schönheit hatte keine Macht mehr über ihn, ihre Thränen rührten ihn niht; empört über die neuen lügneriſchen Betheuerun= gen, mit welchen ſie Ernau und Eliſe zu verdächtigen ſuchte, ſtieß ex ſie von ſi.

Da raffte ſie ſich auf, mit blivenden Augen ſchaute ſie zu ihm auf. So lange ſie geglaubt hatte, dur< Thränen die verlorene Macht über ihn wiedergewinnen zu können, hatte ſie geweint und gefleht, jezt aber, da ſie erkannte, daß ihr Spiel verloren ſei, gab ſie ſi feine Mühe mehr, fich zu verſtellen. Der Zorn riß fie hin, ſie überhäuſte ihn mit Vorwürfen und bitteren S<hmähungen, ſie erklärte ihm, daß ſie ihn nie geliebt, ja, daß ſie ſtets den geiſte8= armen S<hwächling verachtet habe. Dem Ingrimm, den fie vier lange Jahre hindur< in ſich verſchloſſen hatte, gab fie Worte. Jhr ſchönes reiches Leben habe ſie ihm gez opfert, fern von der glanzvollen Welt, in der ihr Leben2= element wurzle, habe er ſie verſhmachten laſſen in tödtlih langweiliger Landeinſamkeit, habe ſie der Rütſicht auf ſeinen geiſtesarmen Vater und ſeine verhaßte Schweſter geopfert.

Sie war wunderbar ſchön, als ſie ſo vor ihm ſtand mit flammenden Augen und Hochgerötheten Wangen; aber dieſe Schönheit ſlößte ihm Grauen ein. Jeßt ſah er ſie in ihrex wahren Geſtalt, ſie hatte ſich ſelbſt die Maske abgeriſſen, mit bitterem Herzweh erkannte er, daß jedes Wort der Liebe, welches ſie jemals zu ihm geſprochen