Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
8 Dex Talisman des Weibes.
iar, daß Jrma Meiſchi> fein Vermögen in die Ehe mit= gebracht hatte, ſondern daß der unbegreifliche Amtsrichter all’ den Luxus aus ſeiner Börſe bezahlte, ohne eine Miene zu verziehen, und zwar ließ er direkt Alles aus Berlin tommen, ein ſtrafwürdiges Verbrechen gegen die Sittlinger Kaufmannſchaft, welche von alten Zeiten ker ein ſo ſolides Inventar auf Lager hielt. Natürlich, rothen Atlaß, wie ihn die Frau Amktsrichtex heute Mittag zu einem Nähkorbe gefordert, fannte der Ladeninhaber faum dem Namen nach, aber deshalb hätte Frau Meiſchit do< niht von einem elenden Neſte ſprechen dürfen und die Ladenthüre troß No=vemberkälte weit hinter ſich offen laſſen, als ſei ein Kauf= mann in Sittlingen verpflichtet, zuvorkommend dieſelbe hinter ſeinen Kunden zu ſ{<ließen.
Sehr verſtimmt in der That war Jrma Meiſchi> von dieſem vergeblichen Gange in ihre Häuëlichkeit zurü= -gefehrt. Es war einex jener Momente, wo das Mißbehagen an einer unleidlichen Umgebung ihr grell in's Bewußtſein lrat. Haſtig ſchritt ſie die enggewundene Treppe empor, welche in ein faſtenartiges Vorgemach mündete, öffnete ihren geſ<hmad>vol!l eingerichteten Salon und ſank dort unter einem Thränenſtrom in die Kiſſen des Divans nieder. Schritte nahten. Erſchro>en halb, halb troßig ſprang ſie auf, tro>nete die feuchten Wimpern und bli>te na< dem Vorhang, in deſſen Mitte die Geſtalt ihres Gatten ſichtbar ward.
Hans Meiſchi>s äußere Erſcheinung bot den LTotal= eindru> eines feſt in fich abgeſchloſſenen Charakters. Seine ſchlanke, faſt hagere Figur, deren Bewegungen etwas Ent=