Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Roman von Georg Hartwig. 9
ſchiedenes, um niht zu ſagen Abieiſendes hatten, trug den Stempel des Selbſtbewußtſeins und der angeborenen Eleganz. Sein feingeſhnittenes Geſicht zeigte eine bleiche Hautfarbe. Das kurz geſchnittene krauſe Haupthaar bez fremdete zunächſt, bei längerem Anſchauen jedo< erſchien es als der natürlichſte S<hmu> dieſes intereſſanten Kopfes. Dex Ausdrut> ſeiner Augen harmonirte für gewöhnlich mit dem herben Schnitt des Mundes; ſie waren tiefſliegend, von unbeſtimmter Farbe, und bli>ten meiſt gleichgiltig in die Welt, während ſie do<h lebhaft ihre Umgebung in fi aufnahmen, aber es gab au< Momente, wo ein be= rücfend ſchalfhaftes Lächeln in ihnen aufblißte, wo ſie gleichſam na<dunkelten und warm ausſtrahlten, was dice Seele empfand.
Hans Meiſchi> näherte ſich ſeiner Gattin und beob= achtete ihre heißen Wangen, während er Jrma's Hände zärtlich liebkoste. „Nun, welcher Schmerz hat ſich wieder in Dein Herz eingeſchlichen? Die Luft in Sittlingen,“ fügte er mit einer ſeiner Sprechweiſe häufig anhaftenden Jronie hinzu, „ſcheint Dix gut zu betommen, dieſe blühen= den Farben weichen faſt niht mehr von Deinen Wangen.“
„Laß das!“ ſagte Frma verſtimmt, obwohl ſie ſi< ſichtbar Zwang anthat, heiter zu ſcheinen.
„Jh?“ lächelte ex ſie umfangend. „Du ſollteſt es lieber unterlaſſen, Dich unnöthiger Weiſe zu erregen. Kind, Kind, wann wirſt Du es erlernen, den Kern des Lebens zu erfaſſen, während Du jeht immer nux begierig na< ſeiner bunten Schale greifſt !“
Dieſer Ton fränfte ſie ſtets unſäglich, aber ſie wagte