Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
132 Der Condéer.
„Effen, Freund, Ruhe und Obdach,“ antivortete Michel mit dex Zuverſicht eines Menſchen, der ſich ob ſolcher For= derung der Gaſtlichkeit niht zu bedenken braut.
„Cfſen — gut,“ erhielt er jedo<h zum wenig einladenden Beſcheid: „Ruhe — meinetwegen eine Naht. Aber morgen in aller Frühe maſt Du, daß Du weiter kommſt.“
„So willſt Du mich in die Hände der Polizei jagen ?* ertviederte Michel jezt mit einer höhniſchen Miene. „Jt dies Freundſchaft, Deine Hilfe in meiner Noth ?“
„Soll ih,“ ſchleuderte Horak ihm zu, „Deinetivegen etwa meine Frau, mein Kind, meine Ruh’, ja, mein Leben auf's Spiel fegen? Man iſ Dir auf den Ferſen. Wie Leicht, daß man Dich hier entde>t und damit das Ungli> auh über mich einbre<hen fann !“
„Wie feige Du geworden biſt! Wer foll mi hier, bei Dir, dem wohlangeſehenen Gutsherrn Horak ſuchen? Keinem Menſchen fällt ſo etwas ein. Aber in jedem ſrem= den Hauſe bin ih verdächtig, und wer, der mich kennt und mich verbergen mbte, iſt hier? Nur Du kannſt mir folchen Dienſt in jeßigen Verhältniſſen leiſten; nux Du. Darun ſuchte ih zu Dix zu gelangen, und darum bleibe ih hier. Das iſt Nothgebot und Selbſterhaltung, Don= nerja! Sieh? es doh nur ein!“
„Jh kann Dich aber nicht hier behalten! Nimmer= mehr!“ wies ihn entſchieden ſein ehemaliger Genoſſe ab.
„Was denn, Condéer?“ hob der Lange troßig fein Haupt. „Was fürchteſt Du davon? Jh bin zu Beſuch bei Dix, helfe Dix bei der Arbeit, gehe niht aus dem Hauſe J< rihte mi<h im Ausſehen anders her, nehme