Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
_ Novelle von Schmidt-Weißenfels. 139
bildeten. Aufrecht, nur eins der Rudex handhabend, ſtand Horaft in dem Boot, das ex jet treiben ließ, wie es die Fluth wollte. Mit blibenden Augen ſtarrte ex auf den Kopf Michel's nieder, den derſelbe weit über Bord gebeugt hatte, weil ex mit beiden Armen das Ney im Waſſer hielt.
Wenn er ihm jeßt einen Stoß gäbe, ſo mußte er das Gleichgewicht verlieren und in's Waſſer fallen. Dann fonnte ex ja gründli<h ein Bad nehmen. Einen Schlag mit dem Ruder auf den Kopf, und die wilden Wogen riſſen einen Leichnam mit. Dann war der gefährliche Spießgeſelle von einſtinals ſür immer ſtill und beſeitigt; * das Geheimniß, das nur er aufde>en fonnte, begraben. Er war eben dur< Unvorſichtigkeit verunglü>t, ſagte der Mörder dann ſeiner Frau, und die würde es glauben und im Stillen wohl froh ſein, auf dieſe Weiſe den ihr läſtigen und \viderwärtigen Gaſt los geworden zu ſein. Freilich, es wäre in Wahrheit ein Mord. Aber dieſer Mord wäre wie die That einer Nothwehr. Ex ſicherte ihm, der ihn beginge, das Lebenzglück und die Lebensruhe. Was ſollte er darüber alſo Gewiſſensbiſſe haben? Feder iſt ſich ſelbſt der Nächſte. Und was lag an dieſem Banditen? Wer anders als das Gericht fragte nah ihm? So hatte er ja cigentli<h doh fein Recht mehr zu leben, und dex kurze Prozeß, ihn im Bodenſee untergehen zu laſſen, bereitete ihm das Ende, das ihm ſo oder ſo bevorſtand. Zudem, ex wax dex Mörder des e<ten Horaf, und der falſche üble ſomit gleichſam Gericht über ihn. Ein Stoß, ein Schlag, und ein geächteter, gefährlicher, für die Geſellſchaft durchaus verloxener Menſch