Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Novelle von Smidt Weißenfel8. 163
lichteit, ohne ihn anzuſehen, „aber i< brauche keinen Dienſt, wie Du ihn meinſt, und ih werde niemals wieder froh ſein können. Sprich alſo, ih bitte Dich, nicht mehr davon.“
Er gehorchte ihr, ohne ein Wort dagegen zu reden, und grübelte nur tiefer darüber, was ſie für ein Geheim= niß fo unnahbar zu bergen habe. —
Eines Tages fam “der Juſtitiar von Singen auf den Hof geritten. Ex gehörte no< immer zu den Freunden des Gutsherrn und zu den wenigen, welche gern im Hauſe geſehen wurden. Diesmal kam er mit einer Amtsmiene, was er in der großen Selbſtgefälligkeit über ſeine Würde niht zu verleugnen vermochte. Ex fragte auh gleich na< Aris und zog ſi<h mit dieſem, einen wichtigen Grund ſeines Beſuches andeutend, in deſſen Zimmer zurück.
„Mein lieber Herr Aris,“ begann ex da in einex feier= lichen Tonart, „i< muß mi< die3mal aus Pflicht und Gewiſſen in Fhre Familienangelegenheiten miſchen, oder eigentli in das Geheimniß Fhrer Tochter, der bedauerns= werthen Frau Horak. J< will Sie zuvor mit dex Urſache davon bekannt und Sie gleichſam zum Verbündeten ſür meine heikle Aufgabe machen.“
Aris in ſeiner gelaſſenen Art hörte finnend dieſe Ein= leitung an und entgegnete darauf: „Jh kann mir denken, um was es ſi< handelt.“
„Ah, Sie können es fich denken? Was meinen Sie denn ?“
„Das Verſchwinden Horak’s mag die Behörde veranlaſſen, über den Grund davon Nachforſchungen anzuſtellen, und wo anders zunächſt, als bei feiner Frau?“