Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
164 _Der Condéer.
„Sehr richtig, mein hochgeſchäßter Freund. Wo anders zunächſt, als bei ſeiner Frau. Ja, ſo iſt es. Und indem ich die myſteriöſe Geſchichte noh nicht eigentlich ex offcio in gewöhnlichem Unterſuchungêgerichtêsverfahren zu be= handeln gewillt bin, dermalen i< Jhrem Haus Rückſicht zu nehmen ſchulde, fo gedenke i<h Amtspflicht und Freundſchaft derart flüglih zu vereinigen, daß ih hier ein Ju= quiſitorium Jhrer Frau Tochter vornehme, wozu ih um Shren Beiſtand ergebenſt erſuchen möchte, na<hdem ih Shnen den vorliegenden Thatbeſtand bekannt gegeben.“
Er ſebte jeht ſeine große Hornbrille auf, nahm ein Zeitungsblatt heraus und fuhr fort: „Jn fothanem Amis= blatt habe ih folgende Citation des Gerichtes der fönig= lichen Stadt Prag gefunden, welche in kurzem extracto beſaget, daß Joſeph Horak aus ſelbiger Stadt, ſeit mehr als fünf Jahren abweſend auf Reiſen und deswegen mit miniſteriellem Paß ordnung8smäpig verſehen, durchaus unz befannten Aufenthaltes ſeitdenr, wegen Erbſchaſt8angelegen= heiten aufgefordert wird, binnen ſehs Monaten zur Ver= tretung ſeiner Sache in Prag zu ſein, oder mit Voll= macht einen Advokaten daſelbſt zu verſehen. Wozu auh alle Polizeibehörden erſucht werden, ihm, wenn ſie können, Nachricht von dieſer Citation zu geben, oder, falls ex irgendwo mit Lod abgegangen ſein ſollte, ſolz <es dokumentariſ<h und mittelſt amtlicher Beſtätigung ſeines Ablebens dem Prager Gericht kund und zu wiſſen zu thun. 2
Nun,“ ſagle der Juſtitiar darna<h und legte ſeine Brille wieder ab, „Sie werden begreifen, daß ich, da ih