Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
168 Der Condéer,
ein Verhör ſich zu geſtalten begonnen, mit würdigem Ernſt ein Ende, indem ſie ſich von ihrem eingenommenen Siße erhob und zum Gehen anſchi>te. „Thue die Behörde ihre Pflicht, wenn fie es für geboten hält. J< hindere ſie niht daran und i< beunruhige mich deshalb nicht, Mein Mann exiſtirt niht mehr für mi<. Mix gleich, ob ſeine Criſtenz für Andere von Werth iſt. Die mögen ihn ſuchen irgendwo in der Welt,“
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Dex Winter war gekommen. Traurig ſah es im deutſchen Reiche aus, denn es tvar von den Napoleoniſchen Heeren geſchlagen und ſeine Scherben wurden von dem franzöſiſchen Eroberer na< feinem Gefallen vertheilt. Krieg8verivüſtet war Süddeutſchland; Städte und Land-= gebiete wurden da vertauſcht und verhandelt; Alles, was noh öſterreichiſ< bis zum Bodenſee geweſen, kam an Baden, Württemberg oder Bayern.
Traurig ging es auf dem einſamen Arishof her, nicht allein wegen der auferlegten Kriegslaſten und der neuen politiſhen Verhältniſſe, ſondern vielmehr wegen der Zuz= ſtände im Hauſe. Toni twelkte mehr und mehr dahin: ivas ſie ſtill für ſich litt, war zu viel für ſie, und Nie= mand konnte helfen. Sie befreite ſich von dem Geheim= niß uicht, welches ihre Seele belaſtete und das Leben da= mit bedrohte. Vater und Schweſter ſahen in nagendem Kummer, wie ſie dem Grabe zuſ<hlih; oft exſ<hrak man vor threm Anbli>, weil ſie wie eine wandelnde Leiche erſchien.