Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von S. Auguſtin. 235
und ihn dann dex Federn zu berauben, und führte einen Vernichtungsfrieg gegen ihn, dem ex im Laufe der Jahrtauſende längſt erlegen wäre, wenn nicht ſeine ſcheue Natur es ſo ſ<hwer machte, ihn zu beſchleichen und ſeine Schnellig= feit und Unermüdli<hkeit ihn niht häufig vor den Ver= folgern rettete. Denno<h machten es die alten Römer, welche die Strauße in Schlingen ſingen, mögli, fie in genügender Anzahl lebendig na<h Nom zu bringen, um ſie bei ihren Zhierfämpfen zu benußen, und das fleine Gehirn des rieſigen Vogels, das wie die Nachtigallenzungen als beſondere Delikateſſe galt, ſpielte bei ihren ſ{welgeriſchen Gaſtmäßhlern eine Nolle. So z. B. ließ Kaiſer Heliogabal einſt ein Gericht von 600 Straußengehirnen herſtellen.
In neuerer Zeit wurden die Strauße namentli<h von den europäiſchen Anſiedlern in Südafrika theils wegen ihrer Federn, theils nur um des Jagdvergnügens willen ohne Berüdſichtigung dex Brutzeit verfolgt und getödtet, ſo daß ſie in den zwanziger Jahren unſeres Jahrhunderts bereits zu den fehr ſeltenen Thieren gehörten. Erſt 1862 fing man im Kaplande an, hin und wieder einen Verſuch mit der Zähmung jung eingefangener Strauße zu machen, und im Jahre 1865 gab e3 na<h amtlihen Erhebungen etwa 80 zahme Strauße in den engliſchen Kolonien Südafrifa’s. Die Fabel von der Unfruchtbarkeit des ZThieres in der Gefangenſchaft wurde bald widerlegt, und man begann nun im Kaplande während ter nächſten zehn Jahre die Straußenzucht mit ſo leidenſchaftlichem Eifer zu betreiben, daß es dort ſ<on 1875 32,247 zahme Strauße gab.