Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
244 Ein Beſu auf einer Straußen-Farm.
tödtliche Nißwunde iſt die Folge, wenn er mit dem ſcharfen Nagel der großen Zehe ſein Ziel erreicht. Man fennt bereits eine Menge von Fällen, daß Strauße ihre ſchwarzen Wärter getödtet haben. Jn einem Falle {lug der wü= thende Vogel einem Pferde, auf deſſen Reiter er es abgez= ſehen hatte, mit einem einzigen Streiche des flachen Fußes das Nüdcgrat entzwei.
Eine der amüſanteſten Eigenthümlichkeit der jungen Strauße ift ihre Tanzluſt. Werden ſie Morgens aus dem Stalle gelaſſen, ſo ſtehen fie erſt ein Weilchen fill, drehen ſich dann plögli<h im Kreiſe, gehen wieder einige Schritte und wiederholen das Drehen, wobei ſie jedesmal Kopf und Hals beugen, was dex Bewegung eine gewifſe groteske An= muth verleiht. Gibt ein ganzer Trupp fich der Bewegung hin, die anſteœend zu tvirken ſcheint, ſo erfolgt das Ducen und Drehen ſo taktmäßig, wie in einem Ballſaale. Einige Vögel führen fünf bis ſe<s Drehungen nah einander aus, während andere ſi< nur von einer Seite zur anderen wiegen und dabei mit den Flügeln ſ<lagen. Aber fo wild und [eidenſ<haftlih kann der Tanz werden, daß die Thiere zu= weilen die Beine dabei brechen.
Zu den Über den Strauß verbreiteten Fabeln gehört es, daß ex bei nahender Gefahr Kopf und Hals in einen Buſch oder in den Sand vexrſte>te und ſi<h nun geborgen wähne. Der Vogel ift indeß dabei nur von dem natürlichen Jnſtinkt geleitet, zunächft dieſe beiden Theile ſeines Körpers zu ſichern, welehe ſo leiht verleblih ſind, daß ein Hagel= ſchauer ganze Straußenheerden tödtet, wenn es dem Farmer niht gelingt, ſie re<htzeitig unter Dach zu bringen. Ebenſo