Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
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Hiſloriſcher Roman von L. Haidheim. 29
Zuleßt begann er lebhaft zu wünſchen, daß ſie zu ihm reden möchte, und dann dachte ex hin und her, wie er wohl zu einem Wort von ihr gelange; doch vergeblich, es fiel ihm feine paſſende Anrede ein.
Als das Mahl vorüber war, fragte ihn Gräfin Marie, ob ſie und ihre Schweſter den Oheim no< heute ſehen dürften.
Ex zögerte mit der Antwort. Wenn ex ja ſagte, konnte er Kordula zu ſeinem Kranken führen, dann blieb ex no<h eine Weile mit ihr zuſammen und ſie redete vielleicht mit ihm.
Aber damit beunruhigte ex vielleiht Herrn Chriſtoph; ſo erwiederte er mit Betrübniß, es ſei für heute zu ſpät, morgen, hoffe er, ſei es mögli.
Die beiden Schweſtern beſuchten in der That am anderen Tage den Markgrafen.
Während Gräfin Marie ſicher und ruhig mit dem Kranken redete, der ſie ſofort erfannte und ihr voll Freuden erzählte, daß ſein alter Freund Ulrich Keller ihm ein ſo guter Geſellſchafter ſei, hatte die jüngere Schweſter alle Mühe, ihre Bewegung zu unterdrücken.
Erſt als fie den Oheim ſo ruhig ſprechen hörte, gab fich das wechſelnde Erbleichen und Erröthen auf ihren Wangen, und beim Gehen wandte ſie ſich dann nah Burkard Keller um und ſagte: „Jh habe den Ohm von Kindheit an lieb gehabt und um ſeine Verſtörung tief getrauert. Nun iſt mix, als müßten auch die Schweſter und ih Euch, Herr Burkard, vou Herzen danken, daß Jhr ſeine Schwèr= muth zu bannen wußtet, Jhr ſeid gewiß ein guter Menſch!“