Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

96 _— Das Drama im Kaiſerſloß.

Sergei nahm dieſe Aeußerung, ſo angriffsvoll ſie klang, vöſlig unbefangen auf.

„O, Eurer Majeſtät durchdringender Scharfbli reicht auch bis in die Tiefen der Herzen!“

„Jn das Geheimniß derſelben!“ rief der Zax und rollte ſeine hellen Augen ſo drohend, daß Sergei nun doch betroffen wurde.

Dennoch fügte er mit Zuverſicht hinzu: „Und dieſes, Sixe, ſo durfte ih und Alexa hoffen, wird Dero Mißfallen nicht erregt haben.“

„Sie ſind Jhrer Sache ſehr ſicher, Graf Sorin! J< aber habe es anders beſchloſſen!“

Der unglü>liche Sergei hatte Mühe, unter dem Un= vermutheten grauſamen Schlag nicht zuſammen zu brechen. Ex ſtarrte auf den Kaiſer, als erwarte er eine Zurü-= nahme oder eine beruhigende Deutung ſeiner kalten Worte. Statt deſſen vernichtete derſelbe ihn vollends, indem er unbarmherzig ſagte:

„Sie kommen zu ſpät, Graf Sorin.“

Sergei ſchnürte es Bruſt und Hals zuſammen der Schweiß pexlle auf ſeiner Stirn und ex war bleich wie eine Leiche. Aber ex vafſte ſi<h wieder auf, und ahnend, daß er auf Tod und Leben für ſeine Liebe kämpfen müſſe, fand ex die Entſchloſſenheit dazu.

„ZU ſpät?“ bebte es von ſeinen blutleeren Lippen. „Zh, Sire, ih? Der ſeit Monaten das ſüße Geſtändniß der Liebe Alexa’s beſit? Jch, dem ſie allein ihr Herz geſchenkt, auf das kein Anderer, fo wie ih, Anſpruch er= heben könnte !“