Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidt-Weißenfels. 95

Sergei erhob ſi<h auf die Erlaubniß des Gebietes, verbeugte ſich ſtehend noh einmal ehrfur<htsvoll vor deutz ſelben, der unbeweglich wie eine Bildſäule auf ſeinem Plaße mitten im Zimmer blieb, und richtete dann ſeine hohe, ſ<hlanke Geſtalt mit angeborenem Stolze empor. Jn feiner Uniform der Chevauxleger2garde bot er ein ebenſo ſchönes als ausdru>2volle2 Bild dar. Ueppiges, glänzend ſchwarzes, ſich lo>endes Haar bede>te feine hohe Stirn; ſeine feurigen, dunklen Augen, die edel gebogene Naſe, die friſchen Wangen, der auf dem Munde mit weißblißenden Zahnreihen ſi<h abhebende feine ſ<warze Schnuxrxbark verliehen ſeinem Geſicht eine Anziehungskraft ungewöhnlicher Art. Untex den vielen ſchönen Offizieren der Petersburger Garde galt ex mit Recht für einen der ſchönſten.

„Erhabener Herr!“ redete er den Monarchen an, „die hohe Gnade, deren mi<h Eure Majeſtät fo oft ſchon zu würdigen geruht, verleiht mix den Muth, ſie in dieſem Augenbli unterthänigſt anzurufen, um das Glück meines Daſeins zu frönen. Und ich darf es wagen, Sire, mit meiner Bitte diejenige einer heißgeliebten, von ganzer Seele mich wieder liebenden Dame zu vexeinigen , die kaiſerlicher Güte und Huld Alles verdankt. Alexa iſt es, die mir längſt ihr Herz geſchenkt hat und um deren Hand ih Euxe Majeſtät ehrerbietigſt nun zu bitten wage.“

Ex ſchwieg und hielt ſeine Augen auf den Zaren ge richtet, der fich nicht rü>te und rührte und einige Minuten ſang dur Zurücthalten jeder Aeußerung auf dieſe Anrede den jungen Maun in Verlegenheit brachte.

„Jh weiß Alles,“ ſtieß ex dann hervor, „Alles!“