Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

98 Das Drama im Kaiſerſchloß.

doch Sie ſtrafen ſie niht ungere<ht. Was önnen Eure Majeſtät mir für eine ſchre>lichere Strafe auferlegen, als auf die Geliebte zu verzichten, die ih mehr liebe als mein Leben? Was über ein unſchuldsvolles , mit aller Ver= derbniß der Menſchen unbekanntes Mädchen, das zu Jhnen fromm wie zu einem Vater aufſchaut, Grauſameres verz hängen, als an einen Mann gekettet zu werden, den ſie nicht liebt, nein, den ſie verabſcheut wegen ſeiner Rohheit? Mag Cure Majeſtät ſeine Treue, ſeine wilde Tapferkeit gebührend belohnen mit allen Ehren, aber opfern Sie ihm nicht ein Weſen, das Jhnen zur Obhut anvertraut iſt; nicht zwei Menſchenherzen, die für Eure Majeſtät auch in Ergebenheit ſchlagen.“ s „Verwegener!“ fuhr der Monarch auf, nachdem er mit Ungeduld, als wolle er den Eindru> auf ſein Gewiſſen abwehren , dieſe Worte angehört. „Du heuchelſt mix Ex= gebenheit? Biſt Du nicht einer von der Verſchwörung meiner Söhne gegen mi<? Biſt Du nicht in des Groß=fürſten Alexander Vertrauen ?"

„Sire!“ rief Sergei, entſeht aufſpringend. „Welche Gedanken! Wer kann ſo fürchterlichen Argwohn in Jhre Seele geſenkt haben?“

Paul ſtürzte in einem Anfall ſeines Jähzorns auf den jungen Cdelmann zu, als wenn er ſih thätlih an ihm vergreifen wolle. Das böſe Gewiſſen dieſem gegenüber, in Verbindung mit dem unglü>ſeligen Wahn, dem ex ver=fallen wax, ließ ihn wüthen.

„Sie täuſchen mich nicht,“ ſchrie er, „ih weiß Alles, Alles! Man will mix an's Leben, und zu den Ver=