Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidl-Weißenfels. 103

abgeſchloſſen und ſich wieder in Kriegszuſtand mit ihnen befunden, Aus der großen Anzahl der Perſonen, denen ex nah und na ſeine Gunſt zugewandt, waren nur ein paar no< im Beſih derſelben und deshalb, weil ſie, wie der Emporkömmling Kutaiſſow, den Ausbrüchen ſeiner bi= zarren Launen ſklaviſch fi unterwarfen, indem ſie ihre Zntereſſen dabei verfolgten, den unglü>lichen Monarchen noh mehr gegen die eigenen Familienglieder aufhebßten und mit eifriger Sorge für ſeine Vergnügungen die Ruhe ſeines Geiſtes und Gemüthes no< mehr ſtörten.

In der lezten Zeit hatte Paul auh mit ſeiner Gemahlin vollſtändig gebrochen und ihr früher ſo wohlthä=z tiger Einfluß vermochte ſi<h niht mehr geltend zu machen. Die Thüre, welche in dem neuen Michaelspalais aus ſei= nem Schlafzimmer in ihre Gemächer führte, hatte er vermauern laſſen, und er ſpeiste ſelbſt niht mehr mit ſeiner Familie, wie ſonſt. Jn der Furcht, ex könne vergiftet werden, hatte er ſi vielmehr unter den größten Vorſicht3= maßregeln eine engliſche Köchin verſchaffen laſſen, die ihm ſein Mahl in einem ſeiner Zimmer bereiten mußte, welches als Küche eingerichtet worden war. Mit ſeinen Söhnen Alexander und Konſtantin verkehrte ex nux als oberſter und unerbittlich ſtrenger Kriegsherr. Sie kamen deshalb aus der Todesfurcht vor ihm gar niht mehr heraus und wechſelten die Farbe, ſobald ſie nur das Wort Kriegsgericht vernahmen. Sie mußten ihren militäriſchen Dienſt tägli thun, doch das fleinſte Verſehen, die geringſte Abweichung von ſeinen pedantiſchen Inſtruktionen, ein Fehler beim Manövex verſeßten den Kaiſex in Wuthanfälle und