Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidt-Weißenfels. 105

gradigen Gereiztheit, machte dieſer Umſtand zu ihrem Un-= glüd> die Erinnerung in dem Zaren lebendig, daß ſie dur<h Potemkin an den Hof von Petersburg gebracht worden war und in der Gunſt deſſelben bisher ſorglos gelebt hatte, Es entſchuldigte ihn dies vor ſeinem Gewiſſen, nunmehr auch ſie büßen zu laſſen, daß ſie ſeiner Familie lieb und theuer wax, und es freute ihn, daß er zugleich zu Gunſten Swan Schahir’s dieſen Streich führen konnte. Denn um ſo mehr mußte die Demüthigung der Seinigen unter den Willen des Herrn und Gebieters empfunden werden, als ſie ſeinen georgiſchen Liebling aus ihrem Kreiſe ausge= ſ<hloſſen hatten. Die wilde, zu Allem entſchloſſene Kühn= heit Schahirx’3, welche ihn für Paul IT. ſo werthvoll machte, hatte bei der faiſerliden Familie Widerwillen erregt. Nun ſollte dieſer Kreis in Entſeßen gerathen, daß der Ver= abſcheute daraus die ſchöne Alexa als des Kaiſers Leib= eigene hole und zum Altare führe.

So kündete es, bald nachdem Sergei Sorin den Palaſt verlaſſen, ein Ukas des Zaren der armen Alexa an.

Dex furchtbare Befehl, der das junge Mädchen wie ein Bliß aus heiterem Himmel traf, verſebte ſie zuerſt in eine vollſtändige Lähmung. Sie konnte das Entſeßliche nicht faſſen, an: ſo Ungeheures nicht glauben. Allein in ihrem Zimmex, wo dex Kammerhuſax des Kaiſers ihr die ſ<hrift= liche Botſchaft verſiegelt gebracht, ſaß ſie mit dem ſchre>= lichen Papier in der Hand wie ein Marmorbild da. Starr bli>ten ihre großen dunklen Augen auf die Schrift. Der Kaiſer hatte eigenhändig den gräßlichen Ukas niedergeſchrie= ben. Sie las und las, als müßten dieſe Buchſtaben ſi<