Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

106 Das Drama im Kaiſerſchloß.

ändern und andere Worte bilden, iwelche eine andere Be= deutung hällen. Sie erhob ſi< endlih, überzeugte ſich, daß ſie wache, und las von Neuem, daß es des Zaren Wille ſei, ſie mit Jwan Schahir binnen vierundzwanzig Stunden in der Palaſtkirhe von St. Michael vermählt zu ſehen.

„Nein, nein,“ rang es ſich. aus ihrer Bruſt, „das iſt unmögli<h! Das kann der Zar nicht wollen!“

Dann rafſte ſie ſich auf und eilte mit dem Brief zu den Gemächern der Kaiſerin, ihr das Ungeheure mitzuz= theilen, von ihx eine Erklärung deſſelben zu erbitten.

Maria Feodorowna vernahm mit Beſtürzung, was ſich zugetragen, las den Ukas ihres Gemahls und zog das arme verſtôrte Mädchen mitleid8voll an ſi<h. Sie konnte ihm feinen Troſt geben, denn ſie errieth im Augenbli>, dux< welchen Einfluß der Kaiſer zu ſolcher grauſamen Beſtimmung veranlaßt ſein mußte, und daß dieſelbe eine ihm willkommene Feindſeligkeit gegen ſeine Familie aus= drüdte. Sie machte kein Hehl daraus Alexa gegenüber, die jammernd zu den Füßen der erſchütterten Kaiſerin lag, ſie anflelend, daß ſie ihren Gemahl anderen Sinnes mache. |

Die unglücliche Frau ſchüttelte kummervoll thr Haupt.

„Jh kann es nicht, Alexa, ih kann®es niht wagen. Wie jeßt unſeliger Weiſe der Kaiſer auh gegen mich ge= ſinnt iſt, würde all’ mein Bitten ihn niht rühren, alle meine Vorſtellungen ihn nux noh mehr exbittern und zu neuen Feindſeligkeiten gegen uns Alle reizen, auch gegen Sorin. - Bedenke dies, Du Beklagenswerthe !“