Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

110 Das Drama im Kaiſer]<loß.

„În ſeinem Arbeitszimmer, mein Vater,“ antwortete Konſtantin, der ni<t begriff, was dieſe Scene vedeuten ſollte und vor Furcht zitterte, wie ſie verlaufen würde.

„Warum zitterſt Du!“

„Sire,“ ſtammelte auf dieſe drohende Frage ſeines Va= ters der Großfürſt, „vor Ehrfurcht.“

„Oder weil Du ein ſc<hle<tes Gewiſſen haſt.“

„Sire, ich habe keines! Bei Gott!“

„Du und Alexander, Jhr ſeid auf der Seite meiner Feinde, Jhr Verräther!“ fuhr der Zar zornig den Beben= den an.

„Nein, nein, mein Vater !“

„Dh weiß e3, ſchweig’! Aber es foll Gericht über Euch gehalten werden.“

Nach dieſen grimmig geſpro<henen Worten , die ſeinen Sohn förmlich niederſchmetterten, drehte ſich der Kaiſer um, als ſei er eine Bildſäule, die man auf ihrem Sotel drehe, und ging mit demſelben feierlichen Schritt, mit dem er erſchienen war, wieder hinaus.

Kaum auf dem breiten Korridor angelangt, der von dem &Glügel des Palaſtes, wo die Großfürſten ihre Wohnungen hatten, nach den kaiſerlichen Gemächern führte und auf dem alle zwanzig Schritte Wachen ſtanden, warf ſich ihm eine lichte Geſtalt mit aufgelöëten Haaren entgegen.

Es war Alexa, die dur< die Zimmer der jungen Ge= mahlin Konſtantin’s einen Ausgang na< dem Korridor gewonnen hatte, um da den Kaiſer zu ertvarten. Die zwei Kammerhuſaren, welche in martialiſcher Haltung dem Zaren in ſeinem theatraliſchen Feldmarſchallsgufpuß voran mar-