Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidt-Weißenfels. 1085)

lichen Verheirathung mit dem verhaßten Georgier vorziehe. Das war ihr feſter Entſ<hluß, und was kann der noh fürchten, der bereit iſt, ſein Leben für ſein Recht einzu= ſeven? O, Sergei ſollte ſie zu Allem entſchloſſen finden ! Jhr Tod mochte dann über den Kaiſer kommen, dem gegenüber ihre frühere findlihe Verehrung auf einmal ſih in glühenden Haß verwandelt hatte.

Ihr heißer, glühender Bli> fiel auf einen prächtig ausgezierten perſiſchen Dolch, der auf dem Kaminſims lag und der ihr einmal geſchenkt worden war. Jebt ging ſie zum Kamin, nahm den tleinen Dolch in ihre Hände, zog ihn aus der Scheide und prüfte den feinen, ciſelirten, haar= ſ<harfen und langſpihigen Stahl. Sie barg ihn dann unter den weißen Kaſchmir ihres Mieders, von dem unter einem goldſchimmernden Gürtel derſelbe Zeugſtoff zu ihren Füßen auf rothe Saffranlederſchuhe niederwallte.

Ihre Kammerſrau kam aus dem Nebenzimmer und meldele ihr den Beſu<h Jwan Schahir's auf allerhöchſten Befehl. Alexa crſchrak darüber nicht, verwunderte ſich nicht einmal. Einen Augenbli> nur ſann ſie finſter vor ſich hin, dann warf ſie ſtolz ihren Kopf zurü> und befahl, den Gemeldeten eintreten zu laſſen.

Der Offizier erſchien. Eine gedrungene Geſtalt mit einem fu<srothen, ſtruppigen Kopf, frechem Geſicht und fleinen, ſtehenden Augen. Sie empfing den Grüßenden ſhweigend und mit einem fo falten Ausdru> ihres gegen jonſt ſo entſtellten Geſichts, daß er betroffen darüber ſie erſt eine Weile anſchaute, ehe er ſprah: „Sie kennen den Wunſch des Kaiſers 2“