Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

118 Das Drama im Kaiſerſchloß.

Dabei vies ſie ihm hoheit3voll die Thüre.

Ex ſtußbte und wax unſchlüſſig, forſchte argwöhniſch in ihren Mienen, was ſi< dahinter wohl verbergen könne, und ließ dann tvieder in Zuverſicht ſein gemeines Lächeln um ſeinen Mund ſpielen.

„Haſſe mi<,“ murmelte er zwiſchen den Zähnen, fo daß ſie es hören konnte, „damit ih Dich liebe. Auf morgen !“

Und bei dieſem leßten Wort wandte ex ſih dem Ausgange zu.

Sie athmete wieder frei auf und fühlte ſi<h ruhiger, wie wenn man ein widerwärtiges, aufgedrungenes Geſchäft hinter fih hat. Dieſer neugeba>tene Graf Schahir, den ihr die Willkür des Zaren zum Gemahl beſtimmt hatte, war gleichſam für ſie abgethan, niht mehr für ſie da. _ Shre Gedanken kehrten zu Sergei zurü>. Es war drei Uhr. Sie konnte ſchon Toilette zum Aus8gang machen und noh beim Schimmer des Tageslichtes das Palais verlaſſen, um auf einem längeren Spaziergang, der ihr wohl thun würde, vor der angegebenen Zeit den Winterpalaſt zu erz reichen.

Eine Stunde ſpäter betrat ſie, in ihren Pelz gehüllt und einen Schleier vor dem Geſicht, den Korridor vor ihren Zimmern, um ſi na< der Wendeltreppe zu begeben, die in den Garten führte. Aber als ſie ſi< dem erſten der Doppelpoſten näherte, die ſeit Mittag ſtatt der einfachen Poſten längs des Korridors vertheilt waren, kreuz= ten die zwei Grenadiere ihre Gewehre vor ihr und ver= ſperrten ihr damit den Weg.