Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

120 Das Drama im Kaiſerſhloß.

Uhr. Sie kam nicht, und nun mußte ex annehmen, daß es ihr niht möglih geweſen wax, ſi<h aus dem Palaſt zu entfernen. Auch dies hatte er bangend ſchon in Berech= nung gezogen und. ſann nun hin und her, wie er noch einmal wenigſtens Nachricht an ſie gelangen laſſen könne über ſeinen Plan. Aber vielleicht kam fie doh noch, ſagte er ſih, und er zögerte deshalb, die Gallerien zu verlaſſen.

Nachdem ex ſeinen Umgang durch die verde>ten und nur von wcnigen Lampen ſ<hwah erhellten Säulenhallen von Neuem aufgenommen, begegnete ihm bei einer Ede der Generalgouverneur Graf v. Pahlen, nächſt dem Kaiſer der mächtigſte Mann in Petersbuxg und im ganzen Reich, deſſen aus8wärtige Politik und Poſtweſen auh in ſeinen Händen lag.

Dex General, der mit Graf Sorin bei Hofe und in anderen Geſellſchaftskreiſen der Hauptſtadt oft genug zu-= ſammen getroffen wax, um ein näheres Jutereſſe an ihnt zu nehmen, blieb ſtehen, reichte dem jungen Mann die Hand mit merkbarer Herzlichkeit und ſagte: „Was habe ih da gehört, mein liebex Major !“

Sergei zweifelte nicht, worauf dieſe antheilvollen Worte des Gouverneurs ſi<h bezogen. Mit dem düſteren Ernſt, der auf ſeinem Antliß lag, ſchaute ex denſelben an und erwiederte: „Sie haben von meiner Ungnade vernommen, Excellenz?“

„Von Fhrem Unglü>k, mein Freund! Dev Kaiſer ſelbſt, bei dem i<h um Mittag war, ſprach gegen mich über ſeine tyxanniſche Handlung und in dem mix bekannten Ton