Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

122 : Das Drama im Kaiſerſ{loß.

re<nen. Es ird ja immer ärger mit dem Zaren — ih ſage Jhnen da kein Geheimniß, niht wahr?“

Sergei horchte auſmerkſamer auf. Eine folche vertrau= liche Mittheilung Desjenigen, den man als einen Getreuen des Kaiſers kannte und der in der unerſchütterlihen Gunſt deſſelben das militäriſche Oberkommando führte, fiel ihm auf. Sollte es eine Falle ſein, in die ihn der General zu loden verſuchte? Der Kaiſer hatte ihn im Verdacht, ein Verſchwörer zu ſein, mit ſeinen Söhnen heimlich ein Atten= tat zu planen, und war dies auh Sergei's Ueberzeugung nach nichts Anderes, als eine fixe Jdee des mißtrauiïchen Monarchen, ſo konnte es do<h mögli<h ſein, daß Graf Pahlen daraufhin die Gelegenheit benußte, die Geſinnungen des ſo ſchwer Gekränkten auszuholen. Der junge Mann glaubte daher vorſichtig mit ſeiner Antwort ſein zu müſſen, und bemerkte nux: „J< wußte dies noh niht, Excellenz.“

„Es iſt ſo, und darum für Alle, die ihm nahe ſtehen und in ihm den Herrſcher über Rußland. verehren, Höchſt beunruhigend,“ beharrte Graf Pahlen bei dem von ihm angeſchlagenen Thema. „Wenn ih aus dem Weſen des unglü>lichen Fürſten, wie es ſi<h mix heute wieder offen-= barte, auf ſeinen Geiſteszuſtand ſ{hließen darf, ſo müſſen Sie meine Beſorgniſſe vollauf berechtigt finden, Aber das Vatexland, Nußland, lieber Sorin — wohin gerathen wir?“

Niemand war außer ihnen Beiden in dem Gange, denno<h ſpra<h der General ſo leiſe, ſo dicht am Ohre Sergei's, als könnte ein Unberufener ſeine Worte ver= nehmen. Als Sergei in ſeinen Mienen das Erſtaunen über die aus ſolchem Munde gegen thn gefallene Aeußerung