Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Sehmidt-Weißenfels. SDS

nicht verbarg, fuhr der Gouverneur eifriger, und in der= ſelben geheimnißvollen Weiſe wie bisher fort: „Sie ſehen mich verwundert an. Ja, ja, mein Lieber, mir iſ das Herz voll von Sorgen über das Geſchi> unſeres Vaterlandes unter ſo beunruhigenden Beweiſen für den krankz haften Gemüthszuſtand des Zaren, und ih denke mir, nach dem, was Sie an ſi erfahren, werden Sie mix nachfühlen können. Wie Jhnen heute das Glü>t Fhres Lebens mit einem Wort des Kaiſers zertrümmert wurde, fo kann es jedem Anderen morgen geſchehen, wie hoch er auh ge= ſtellt fei.“

Ex bli>te forſchend in die Augen des erregten Offiziers und raunte ihm dann zu: „Die Kaiſerin ſelbſt, die Groß= Fürſten, deren Freundſchaft Sie ſich rühmen dürfen, ſind ihrer Freiheit niht mehr ſicher vor dieſem — ih ſcheue mich niht mehr, das richtige Wort zu gebrauchen — vor dieſem Wahnſinn des Zaren“

„Um Gottes willen!“ entfuhr es Sergei, der vor der offenen Sprache ſeines hohen Vorgeſeßten ſein Mißtrauen fallen ließ, und in dem ſtatt deſſen eine Ahnung auſſtieg, daß der General niht ohne Abſicht dies vertrauliche Gez ſpräch mit ihm angefangen habe. „So wären die in= grimmigen Drohungen, die der Kaiſer heute in Bezug auf ſeine Söhne, auf den Großfürſten Alexander zumal gausſtieß, wixklich ſo furchtbar zu deuten?" :

„Was ſagte denn der Zar?“ drang Graf Pahlen leb= hafter in den jungen Mann. „Jh bitte Sie, Sorin, reden wix freimüthig mit einander. Es iſt wahrlich, ih betone es nohmals, um des Vaterlandes willen an der Zeit.