Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

128 Das Drama im Kaiſerſchloß.

„So ſteht es?“ fam es über ſeine Lippen, als könne er das Gehörte no< nicht faſſen.

„Nehmen Sie mein Chrenwort darauf,“ verſicherte ihm der General; „ſo ſteht es.“

„Aber Sie, Excellenz, haben eine fol<e Vollmacht des Kaiſers und —“

„Und, wollen Sie ſagen, fordere zum Verrath am Kaiſer auf. J< werde mi vox der Welt und meinem Gewiſſen rechtfertigen, daß ich die Fäden des kaiſerlichen Komplotts gegen die Großfürſten in meiner Hand vereinigte, um die= ſelben retten zu können. Kommen Sie heute Abend um zehn Uhr zu mir, wenn Sie mix für dieſe Sache Jhren Degen und Jhre Truppen zur Verfügung ſtellen.“

„Zh thue es, Excellenz! Rechnen Sie auf mich,“ ge= lobte der junge Offizier mit finſterem Ernſt, und dann ent-= fiel es wie eine Klage ſeinem Munde: „Aber Alexa !“

„Reden wir jebt davon !“ entgegnete gütig der General. „Jh begreife, daß Sie Jhre Angelegenheit über Alles be-= ſchäftigt. Sie ſagten mix, daß Sie einen Plan erſonnen.“

„Aber daß ih ihn nicht verwirklichen kann, wenn nicht an Alexa eine Mittheilung darüber gelangt. Jh erwartete ſie hier um fünf Uhr; ih ließ ihr na< meiner Scene beim Kaiſer dur< den Großfürſten Konſtantin ein Billet zukommen, in dem ich ſie um dieſe Beſprechung bat. Aber vielleicht iſ dies Billet nicht in ihre Hände gelangt, oder ſie hat ſih niht aus dem Palais entfernen können. Nach dem, was Sie, Excellenz, mir über die außerordentlichen Maßregeln des Kaiſers angedeutet, iſt das Lebtere wohl das Wahrſcheinlichſte.“