Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Shmidt-Weißenfels. 129

„Das Gewiſſe. Denn die Wachen haben allerſlreugſte Ordre erhalten, Niemanden weder ein-= no< auszulaſſen in dem Flügel des Palais, wo die kaiſerliche Familie wohnt.“

„Was aber nun? J< ſah nux eine Möglichkeit der NRetlung, nämli< Alexa zu beſtimmen , der Trauung mit Schahix offenen Widerſtand entgegen zu ſehen. Sie kann niht ſein Weib ſein, wenn ſie niht ihr Ja vor dem Prieſter abgibt,“

„Derſelbe Gedanke ging mir dur<h den Kopf, als ih Ihnen vorher von einer Hoffnung ſprach, dieſe Gewaltthat des Zazen zu vereiteln. Jch wollte Jhnen ſagen: Trachten Sie, daß Alexa Jwanowna ſi<h das Jawort vor dem Altar unter keinen Umſtänden abzwingen läßt. Wenn ſie dazu den Muth hätte, wenn ſie feſt bliebe in dieſer Wei= gerung —“

„O,“ rief Sergei, „da ſie mi< liebt, wird ſie es thun und die Folgen auf ſi<h nehmen. Aber dieſe Folgen, Ex= cellenz, ſie fönnten fur<tbar ſein für ſie, und ſie müßte ſie für mich, der i ihr nicht helfen fann, auf ſich nehmen.“

„Was können denn dies für Folgen ſein!“ verſeßte Pahlen darauf. „Der Zorn des Kaiſers. Nun, dem fann ſie wohl trohen, nachdem ſeine Willkür ihr das Schrec= lichſte ſchon auferlegen wollte. Man wird ſie doch nicht hinrichten laſſen fönnen. Alſo, lieber Sorin, unter allen Umſtänden bleibt ſie leben, bleibt Mädchen, bleibt für Sie. Ín vierundzwanzig Stunden kann, ja wird Alles anders ſein Und alle Strafe, die ihr der Zar in ſeinem Grimnt beſtimmen ſollte, ein Ende haben.“

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd. XII, 9