Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

130 Das Drama im Kaiſerſchloß.

„Jn vierundzivanzig Stunden?“ fragte Sergei ſinnend. „Alſo für einen Tag gälte. es Zeit zu gewinnen.“

Der Genexal ni>te.

„Und dies iſt das einzige Miltel. Einen Befehl nimmt der Kaiſer niht zurü>, am wenigſten einen, mit dem er ſih den Seinigen fur<htbar machen will. Alexa muß daher den Vollzug der Trauung mit Schahir verhindern. Sie ſannen unzweifelhaft darüber, da Sie mit ihr nicht zu ſprechen vermögen, wie Sie im Geheimen eine briefliche Mittheilung deëwegen an ſie gelangen laſſen können. Mit gewöhnlicher Botſchaft und auf dem gewöhnlichen Wege dürfte es Jhnen ſchwer werden. Aber geben Sie mix den Brief.“

„Excellenz!“ fuhr Sergei freudig auf. „Sie wollen mix dieſen Dienſt erweiſen? Sie könnten es?“

„Nicht heute mehr. Ohne Auſſehen zu erregen, darf ih Heute niht mehr das Michaels3palais betreten. Doch morgen früh nehme ih Audienz beim Großfürſten Alexander, ehe ih zum Kaiſer gehe. J< darf es ja wohl wagen, dur ihn Jhren Brief in die Hände dex Unglücklichen ge= langen zu laſſen, und es genügt ja, daß ſie vor dem Gang in die Kirche von Jhrex Bitte unterrichtet iſt. Jh werde außerdem in der Sakriſtei, wo ſie ſich einfinden muß vor dem Gang zum Altar, mich ihr zu nähern und mit ihr zu ſprechen ſuchen. Die Entſcheidung freili<h hängt von ihr ab.“

Dankbar ergriff Sergei die Hand des Generals und drücfte ſie innig. Die Stimme verſagte ihm vor Bez wegung.