Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidt-Weißenſels, 171

dann: „Sie ſprachen von einer Bedingung, unter der Sie mich nux zu meinem Sohne, dem Kaiſer Alexander, gehen laſſen würden ?“

„Ja, Madame: wenn Sie meine Begleitung dahin annehmen und mit Niemand außer ihm ſprechen.“

„Jh nehme dieſe Bedingung an,“ erwiederte ſie.

Bennigſen führte ſie darauf zu den Gemächern ihres Sohnes, der ihr entgegen eilte, als ex ſie ſah, ſie um= armie und ſeine ſtrömenden Thränen nun mit den ihrigen vereinte.

Sie ſprachen lange Zeit kein Wort mit einander.

„Liebe Mutter!“ ſagte er endlih. „Erfülle mix eine erſte Vitte, nun ih dur die unſelige Fügung des Schick= ſals Zar geworden bin: verlaſſen wix alleſammt dieſes ſchre>liche Palais, in dem wix niemals eine frohe Stunde gehabt, in dem uns, wie kein belebender Sonnenſtrahl des Himmels, ſo feiner des Glü>es geſchienen hat, und das ſi, wahrli<h! mein Vater nux zu feiner Todtengruſft erbaute. Ueberſiedeln wir ſofort, noh ehe es Tag wird, in's Sommerpalais. Es wird uns Alle ruhiger ſtimmen !“

„O, mein Sohn,“ erwiederte die Kaiſerin darauf, „Du kommſt meinem innerſten Wunſch zuvor. Nie habe i<h dieſes Haus anders als mit Widerwillen betreten , und gern verlaſſe ih es für immer. Nux erfülle auh mir eine Vittel! Laß uns zuvor no< an der Leiche Deines Vaters beten,“

Alexander bli>te verlegen auf den General v. Bennigſen, der jedo< zuſtimmend nite und ſagte: „Nichts iſt natür= licher, als dies Begehren Jhrer Majeſtät, Geſtatten Sie