Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

174 Das Drama im Kaiſerſchloß.

wiewohl das Geſicht Paul's nicht weiter entſtellt war, ſo verrieth ſeine bläuliche Farbe doh die Wirkung des gewali= ſamen Todes.

Dieſe grauſige Anwendung der Toilettenkunſt war bald beendigt.

„Gut,“ ſagte der General. „Man ſoll die Schminke immer wieder während der Ausſtellung der Leiche an= wenden, wenn ſich die Nothwendigkeit dafür herausſtellt.“

Ex winkte dem Diener zu gehen, dann befahl er dem wachthabenden Offizier vor der Thüre, dem Kaiſer Alexander zu melden, daß Alles bereit ſei.

Es ſchlug vier Uhr. Jm Jnnern des Palais, wo es bisher nah der lärmenden Entfernung der Verſchworenen wieder unheimlich ſtill geweſen war, wurde es geräuſchvoll, und unten im Schloßhof hörte man die beſtellten Hofz wagen auffahren, in denen über Hals und Kopf die aus ihren Betten gejagten Dienerſchaften und Hofbeamten die ihnen von dem neuen Kaiſer no< in der Nacht befohlene Veberſiedelung nah dem Sommerpalais vornahmen.

Endlich exſchien Alexander mit ſeinem Bruder Fon= ſtantin, und die Kaiſerin, tief in Schwarz gekleidet, in ihrer Begleitung.

Bennigſen zeigte auf die Leiche, verbeugte ſfih und ver= ließ darauf ſ{<hweigend das Zimmer.

Die Wittwe des Zaren mit ihren zwei älteſten Söhnen ſtellte ſich zu Füßen des Todten auf, und nahdem ſie einen langen, ſchmerzlichen Vli> auf denſelben geworfen, brach ſie in Thränen und Schluchzen aus. Nicht minder heftig äußerte ſi<h der Schmerz Alexander's; auch der