Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

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Novelle von Schmidt-Weißenſels, 175

rauhe Konſtantin weinte aufrichtige Thränen, aber ſtill für ſih und finſter auf das Anlliß ſeines Vaters blickend.

Maria Feodorowna ſank auf die Kniee, faltete ihre Hände auf dem Rand des Feldbettes zu Füßen des Todten, und auf ihn ſchauend, von Thränen überſtrömt, betete ſie laut: „Herr Gott im Himmel, der Du in die Seelen der Menſchen ſiehſt, Du weißt es, daß ih keinerlei Schuld Labe an ſeinem Untergange, daß ungerechter Verdacht mich von ihm getroffen, ih ſei ihm feindli<h geſinnt und im Einverſtändniß mit ſeinen Feinden. Vielleicht ſtarb ex in dieſem Glauben, vielleicht ſind mit einer Verdammniß gegen uns ſeine verwirrten Sinne erloſchen. Aber hier bezeuge i< im Angeſicht des Todten, der mir im Leben am nächſten geſtanden, daß i< au< nit geahnt habe, wel<e Verſchwörung ſi<h gegen ihn gebildet, und daß meine beiden Söhne dazu gehörten. Und hier,“ kam es ſo düſter und feierli<h aus ihrem Munde, daß Alexander erſ<raf und Konſtantin betroffen ſeine Augen auf ihn richtete, „hier ſ<wöre ih zu Dix, Kaiſer Paul, auf Deinem Todtenbett, daß ih mi<h losſagen würde von meinen Söhnen, wenn ſie vorher die Kenntniß gehabt hätten, daß ihr Vater unter Mörderhänden enden foll, um den Zhron für ſie frei zu machen. Alexander, ſage mir die Wahr-= heit; Konſtantin, auh Du! Angeſichts Eures todten Vaters, über deſſen gewaltſames Ende in mix kein Zweifel iſt, fordere ih Euch auf, mir Rede auf meine Trage zu ſtehen.“

„Das kann ich geloben, Mutter!“ rief Alexander mit Ungeſtüm. „Niemals haben Diejenigen, welche mix die