Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

176 Das Drama im Kaijerſchloþ,

Nothwendigkeit vorſtellten, zu unſerer perſönlichen Sicher= heit und zu Rußlands Wohlfahrt der Thronentſeßung meines Vaters zuzuſtimmen, von einer Ermordung deê= ſelben geſprochen. Nie habe ich ſie ihnen zugetraut, nie an die Möglichkeit einer ſolchen gedacht.“

„Au ih nicht!“ ſagte Konſtantin feſt. „Was ih überhaupt von der Verſhwörung wußte, erfuhr ih einzig nux dur< Alexander's brüderliches Vertrauen. Jh klage den exlauchten und bejammernswerthen Todten in kindlicher Pietät nicht an, daß er uns in unſerer Freiheit und unſerem Leben ſelbſt ofen bedrohte. Aber gewiß iſt, theure Mutter, hätte unſer Vater, deſſen Geiſt ohne Zweifel geſtört war, no< dieſen heutigen Tag in der kaiſerlichen Machtvollkommenheit erlebt, fo würde ſich Uns, auch Dix, der Kerker geöffnet haben. Sein Schi&tſal haben nicht wir, ſondern Andere beſchloſſen. Und wer ſagt denn, daß ex ermordet worden iſt? Liegt es denn niht nahe, daß ex im Zorn über ſeine Abſeßung vom Schlage gez rührt worden iſt? Würde das Antliß ſeiner Leiche einen ſolchen Anbli> bieten, wenn er unnatürlichen Todes ge= ſtorben wäre ?“

„O Konſtantin!“ entgegnete abwehrend die Kaiſerin ; - dann zeigte ſie auf den Handſchuh, den die eine Hand des Zaren trug, und auf den Hut, den man ihm auf= geſebt. : Der Großfürſt in ſeinem wilden Ungeſtüm wollte den Hut abheben; aber ſein Bruder fiel ihm in den Arm.

„Nicht, nicht — das wäre Entweihung ſeiner Ruhe! Geſchah ein Verbrechen über den Akt der Abſeßung hin=