Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Shmidt-Weißenfels. 177

aus, die na< Allem, was wix wiſſen, vor Gott und Menſchen zu rechtfertigen iſt, fo mögen es Jene verant= worten, die es auf ſi< geladen. Als Sohn will i<h es mit meinem Gebet zu ſühnen ſuchen, als Kaiſer will i<h es nicht kennen. Laſſen wir dem Grabe ſein Geheimniß und möge es uns ni<t Rache, ſondern Verſöhnung abfordern, damit wix, was in unſerer Macht liegt, der unheilvollen Kette von Schuld und Verbrechen in unſerem Geſchlecht feine Verlängerung mehr geben.“

Die Kaiſerin hatte finnend dieſen Worten zugehört. Sie neigte dann, wie ſie billigend, ihr Haupt und ſagte: „Du biſt jeht Zar, Alexander, und die Erinnerung an den tragiſchen Untergang Deines unglüclichen Vaters kann Dix niht verloren gehen. Möge Dein Leben und Dein Regieren glücflicher ſein, und da Dein Gewiſſen rein iſt von jegli<her Blutſchuld, ſo nimm denn den Segen Deiner Mutter mit Dix von dieſem Todtenbett,“

Sie reichte ihm die Hand und auch dem Großfürſten Konſtantin; ſie zog ſie weinend Beide an ſi< und nahm im wiedergefundenen Vertrauen von ihnen die kindlichen Küſſe entgegen. Dann machte ſi<h Konſtantin frei von ihr und umarmte in neuer Aufregung ſeinen Bruder.

„Alexander !“ rief ex heftig aus. „Jeht biſt Du Zar! Niemals möchte ih es ſein. Sollte es jemals der Fall ſein, daß ih als Nächſter am Throne ſtände und berechtigt wäre, ihn zu beſteigen — hier lege i< freiwillig meinen Cid ab: ih werde nie dies Recht in Anſpruch nehmen, niemals die Zarenfkrone auf mein Haupt ſeben. Statt meiner ſoll von heute an unſer Bruder Nikolaus als Dein

Bibliothek. Jahrg. 1886, Bd, XIIL, 12