Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidt-Weißenfels. : 183

Heimgeſuchte Mädchen, und mit meinem innigſten Dank dafür verbinde ich die Bitte, ihm zu verzeihen, was es in ſeiner Verzweiflung zu viel gethan.“

„Mir ſelbſt iſt ſo viel zu verzeihen, Sorin, daß ih wohl am allerwenigſten unſerer Alexa gegenüber einen Vortwuxf über ihre Selbſtvergeſſenheit erheben kann. Sie iſt als Weib auf's Tiefſte gekränkt worden, ſie hat als _ Weib ſich gewehrt. So mag auch die ſcheue Gemſe, die der Jäger verfolgt, zwiſ{en dem Tod von ſeiner Hand und dem Abgrund ſtehend, bis zu dem ſie ſi<h geflüchtet hat, ihrer Natur entgegen fih plößlih gegen den Ver= folger wenden, um ihn im Jnſtinft dex Nothwehr in den Abgrund zu ſtoßen. O, ich verſtehe Alexa, und es wird Niemand von uns verkennen, daß eine ſolche todesmuthige Entſchloſſenheit bei ihr nur aus dem Aufruhr ihrer ganzen Natur hervorbrechen konnte.“

Alexander hielt zögernd inne, als überlege er no<=mals, was er Willens war, dieſen Worten hinzuzufügen. Der Graf verſtand in den Empfindungen, die ihn wegen dieſer Angelegenheit beſeelten, das Zögern zu deuten und fam daher mit Eifer demſelben entgegen.

„Sire,“ ſagte ex, „geſtatten Sie mix den Wunſch in Rückſicht ſowohl auf Alexa wie auf die kaiſerliche Familie auszuſprechen, dexen Obhut fie ſich bisher erfreuen durfte, daß ih mi< von Smolna heute noch ungeſäumt mit Alexa auf meine Güter begebe.“

„Wie?“ rief der Zar überraſcht aus, und doch merkte man, daß er exfxeut über dieſen Wunſch wax. „Sie wollen Petersburg verlaſſen ?“