Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Hiſtoriſher Roman von L: Haidheim. 1

fam; ſie hatte ihn nie ſo geſehen, außer etwa in der erſten Zeit, da es ihm ſo gut gelang, den kranken Herrn zu be= ruhigen.

„Eine Gnade der Mutter Gottes iſt es, deren ih niht werth bin,“ das war der demüthige Ausdru> der Freude des von ſeinen vielen Gegnern als ſo ho<hmüthig und ſtolz verſchrienen Mannes.

Zu Urſula ſpra<h ex no< Anderes. „Jh trage vieles im Sinn, Urſula, was nicht na<h der Meinen Kopf ſein wird; aber mi<h dünkt, mein beſter Plaß wäre eine ſtille Kloſterzelle !“ ſagte er mit ſehnſüchtigem Blick.

„Um Gott, Herr, was kommt Euch in den Sinn?“

Er ging nicht weiter auf die Sache ein, ſondern ſtarrte grübelnd vor ſi<h hin, wie es jeßt mehr als je ſeine Art war. Dann aber ſagte ex aufſehend: „O Uxſula, wie ſchön iſt die Heilige! Jch frage mich, ob Menſchenhände das herrliche Bild gemacht haben können? FJhr ſollt nur ſehen dies liebliche, unſchuldige Antliß, dieſe zarten Formen der Wangen, des Halſes und dieſen kleinen Kopf mit dem [eichtgelo>ten Haar. J< bin ja verſtändig genug, mir zu ſagen, daß der Himmel nur in ſo weit ein Wunder an mix thut, daß er mi< das Bild finden läßt, aber glaubt mir, es iſt ſo ſ<ön, ſo liebreizend, wie no< fein Maler die Jungfrau ſi<h vorgeſtellt hat und wie nirgends ein Weib lebt.“

Wem das Bild gli, verſchwieg er.

„hx ſeid ja ganz hingeriſſen, Herr, von Euxem Fund!“ ſagte Urſula lächelnd.

„a, ih bin es, es wird nun Alles gut werden. Die

Bibliothek. Jahrg. 1886, Bd- XIIT. 9