Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
216 Schlangen- und Menſchengiſt.
der gelehute, zur Zeit Neros und Vespaſian?s im 1. Fahr= hundert n. Chr. lebende Römex, ſowie dex vorhin genannte Aelian (180 n. Chr.), deſſen 17 Bücher „Thiergeſchichte“ mit jenen Werken des Plinius und Ariſtoteles bis ins 17. Jahrhundert hinein die Thierbibel für alle Konfeſſionen bildete.
Plinius wie Aelian berihten im Anſchluß an Ariſtote= les übereinſtimmend, daß „auh in dem Menſchen eig oeHeimes Gift liegt“, welches fi<h auf folgende Weiſe zu er= fennen gibt. „Wenn man eine Natter nimmt und ſie mit Vorſicht und Kraft am Halſe pat, und ihr in den ſo geöffneten Rachen ſpeit, ſo fließt ihr der Speichel in den Leib und bewirkt ihren Tod. Daher iſt au< für den Menſchen der Biß eines anderen Menſchen verderblich und niht minder gefährlih, als der Biß irgend eines andern giftigen Thieres.“ Beide Autoren berichten ferner no<, daß die vom menſchlichen Speichel getroffenen Schlangen davon eilten, wie wenn ſie mit ſiedendem Waſſer beſprengt würden, und daß insbeſondere der Speichel niüh= terner Perſonen, ſolcher nämlich, die noch nicht gefrühſtü>t haben, tödtlih für dieſelben ſei, wenn er in ihren Rachen gelange, wie überhaupt der Biß eines nüchternen Menſchen leben8gefährlih und ſchwer zu heilen ſei.
Aehnlich ſprach ſich dex angeſehene römiſche Arzt Aulus Cornelius Celſus aus. „Gleichviel, ob der Biß von Menſchen, Affen, Hunden, Schlangen oder ſonſtigen wilden Thieren herrühre,“ ſagt er in ſeiner Abhandlung über Biß wunden, „ſo hat doh beinahe jeder Biß etwas Gif= tiges an ſi<h.“ Wie Plinius und Aelian erklärt er den